"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen", lautet ein chinesisches Sprichwort. Eine riesige Windmühle haben Wirtschaftsförderer Andreas Hödl, der Handels- und Gewerbeverein Albstadt-Ebingen sowie der Gewerbe-, Handels- und Verkehrsverein Tailfingen im Sommer gebaut – jetzt ist sie fertig: www.albstadt-shops.de ist ein digitaler Marktplatz, den bisher 15 inhabergeführte Geschäfte säumen, und die Aussichten sind gut, dass es schon bald viel mehr werden.

Wer sich schon immer gefragt hat, warum der Internet-Verkaufsgigant Amazon so attraktiv sein soll, der wird nun staunen über die Leistungsfähigkeit der Albstädter Läden. Denn wer in einem Albstadt-Shop im Internet bis 15.30 Uhr bestellt, erhält noch am selben Tag seine Ware. Das schafft nicht mal der Schnelldienst Amazon Prime. Außerdem gibt es in den Albstadt-Shops auch Waren, die man auf keinen Fall mit der Post schicken kann – Manuela Früholz von der gleichnamigen Ebinger Konditorei hat das Beispiel einer Sahnetorte genannt, die sie dann, wenn eine Bestellung vorliegt, gerne selbst zum Kunden bringt.

Mit dem Kronenladen in Pfeffingen ist sogar ein Tante-Emma-Laden – in Sachen Regionalität schön altmodisch und in Sachen Aufmachung trendig-modern – unter den Albstadt-Shops vertreten, der vom Albstädter Kräutertee über Linsen bis zum Bärlauchsalz besondere Lebensmittel feil bietet – und das künftig quasi weltweit. Überhaupt lohnt sich der virtuelle Stadtbummel in den bisher 15 Albstadt-Shops, denn er bietet Kunden weitab die Chance, Albstädter Besonderheiten zu entdecken, und Kunden vor Ort die Möglichkeit, beim Einkaufsbummel viel Zeit zu sparen und dennoch ihr Geld in ihrer Stadt auszugeben.

Das ist überhaupt das A und O bei der Sache: Wer in seiner Heimatstadt einkauft, fördert die regionale Wirtschaft, den Erhalt von Arbeitsplätzen, die Vielfalt des Angebots in der Stadt und sogar die Infrastruktur insgesamt. Denn inhabergeführte Läden zahlen ihre Steuern nicht irgendwo auf der Welt, sondern unterstützen damit den Ausbau und Erhalt von Schulen und Straßen, die Vereine und die Jugendarbeit, kulturelle und Sport-Einrichtungen zu Hause – um nur einiges zu nennen.

Fällt jetzt eigentlich irgendwem noch ein Grund ein, bei Amazon zu bestellen? Na klar: Die Hersteller von künftigem Verpackungsmüll und die Öl-Giganten, deren schwarzes Gold hundertliterweise in die Tanks von Lastwagen und Paketdienstautos fließt, wollen schließlich auch leben und ihren Reibach machen. Außerdem muss der US-Konzern unterstützt werden, wo er doch dank reger Investitionstätigkeit so wenig Gewinne macht, dass er kaum Steuern zahlen muss, obwohl die deutschen Niederlassungen schon seit diesem Jahr ihre Gewinne in der Bundesrepublik und nicht mehr in der Reichen-Oase Luxemburg versteuern.

Dass es solche Einrichtungen wie die Albstadt-Shops gibt, soll nun aber bitteschön niemanden dazu verführen, morgen am verkaufsoffenen Sonntag zu Hause zu bleiben. Erstens sind längst noch nicht alle inhabergeführten Geschäfte auf dem Online-Marktplatz vertreten – bitte das bald nachholen! – und zweitens gehört das Anfassen, Schnuppern und Probieren auch zum Einkaufserlebnis. Wir sehen uns beim Shoppen!

   
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