HGV-Chef kämpfte politisch für Ebinger Geschäfte – Dreiergremium übernimmt die Leitung
Albstadt-Ebingen, 28.05.2014, Zollern-Alb-Kurier
Nach 25 Jahren nahm er seinen Abschied: HGV-Vorsitzender Wolfgang Gross gab im Rahmen der Hauptversammlung am Montag sein Amt ab. Manuela Früholz, Ramon Binder und Ursula Geyer übernehmen.
Das Geschäftsleben in Ebingen wäre ohne ihn heute nicht dasselbe. Wolfgang Gross stand 25 Jahre an der Spitze des Handels- und Gewerbevereins Albstadt-Ebingen – und lenkte in enger Kooperation mit der Stadt die Geschicke der Ebinger Betriebe mit.
Am Montag gab der heute 69-jährige Ebinger bei der HGV-Hauptversammlung sein Amt als Vorsitzender ab – und wurde feierlich zum zweiten Ehrenvorsitzenden nach Wilhelm Maute ernannt. „Irgendwann musste mal Schluss sein“, meint Gross. „Man muss auch loslassen können.“
Gross rief in seiner Zeit als Vorsitzender unter anderem den Albstadt-Chip, den Einkaufscheck sowie den Ebinger Weihnachts- und Maimarkt ins Leben. Die Markteröffnungen sieht er auch heute noch als Glanzpunkte seiner Laufbahn. „Mein Anliegen als Vorsitzender war es aber auch stets, die Nöte des Handels an die Kommunalpolitik heranzutragen“, meint Gross.
Nachdem er 1974 mit seiner Bäckerei in den Verein eingetreten und 1989 Vorsitzender geworden war, arbeitete er auch als Stadtrat aktiv an der Gestaltung der Ebinger Einkaufsstadt mit. „Ich habe versucht, die Geschäfte mehr in den politischen Prozess einzuflechten“, erklärt Gross. „Dafür, dass ich ihre Interessen vertreten habe, habe ich Prügel eingesteckt, aber ich stand fest dahinter.“
Dass Wolfgang Gross bei der Hauptversammlung zurücktreten würde, war den Mitgliedern im Voraus bekannt – seine Nachfolger mögen für einige Anwesende aber eine kleine Überraschung gewesen sein.
„Wir haben eine Satzungsänderung vorgeschlagen und in der Versammlung beschlossen“, verrät Manuela Früholz, Fachverkäuferin im Café Früholz und seit etwa zehn Jahren Mitglied im HGV. Die neue Satzung beinhaltet unter anderem eine Änderung der Vereinsleitung. So lenken nach der Wahl Manuela Früholz (Vorstandssprecherin), Ramon Binder (Vorstand Veranstaltung und stellvertretender Vorstandssprecher) und Ursula Geyer (Vorstand Verwaltung) den Verein von nun an in einem Dreiergremium.
Als Grund für diese „Verstärkung“ nennt Früholz die schiere Arbeitsmenge, die die Leitung des HGVs mit sich bringt. „Die Aufgaben, um die sich Gross gekümmert hat, können wir einzeln neben unserem Beruf nicht stemmen“, meint die 54-Jährige.
Die drei haben sich im Vorfeld schon
Gedanken um die Zukunft „ihres“ HGVs gemacht und ein Konzept entworfen. „Wolfgang Gross war ein sehr politischer Mensch und hat mit der Unterstützung der Stadt viel bewirkt“, erklärt Manuela Früholz, „wir wollen dagegen das Zusammenspiel der Geschäfte fördern, damit wir größere Aktionen auch möglichst eigenständig ausrichten können.“
Unter der Leitung von Früholz, Binder und Geyer soll der Verein zudem zukünftig wieder mehr machen als „nur“ Straßenfeste. Neben Weihnachts- und Maimarkt sucht das Gremium nach Möglichkeiten, Menschen nicht nur in die Straßen, sondern auch in die Geschäfte zu bekommen.
Auch dem Ortsdenken innerhalb Albstadts wollen sie entgegenwirken. „Wir haben in der Satzung extra auch den Begriff Albstadt betont. Wir haben Ideen, über die Ortsgrenzen hinaus mehr zu tun“, so Früholz.
Das Dreiergespann bietet dafür Erfahrungen aus verschiedenen Branchen – mit Früholz (Gastronomie), Binder (Raumausstattung), Geyer (Blumenfachgeschäft Rosenblüte) sowie Beisitzern aus dem Modebetrieb ergänzen sich die neuen Köpfe.
Wolfgang Gross ist zufrieden mit der Umstrukturierung: „Ich werde die Entwicklungen interessiert verfolgen, mich aber nicht einmischen. Jetzt stehen die Jüngeren in der Verantwortung.“ Dennoch schließt er nicht aus, seinen Nachfolgern bei Bedarf auch mal einen weisen Rat zu erteilen. „Das werden wir ab und zu einfach einfordern“, meint Manuela Früholz schmunzelnd. Eine Weisheit hat Gross sogar bereits auf Lager: „Der Verein kann Menschen in die Geschäfte bringen, aber mehr kann er nicht tun. Nur das Geschäft selbst kann sie auch zu Kunden machen.